Endlich geht’s los mit dem Filmen! Wenn irgendwas bei der Aufnahme schiefläuft, kann ich es ja hinterher reparieren, oder?
Die Annahme, dass du nachher im Schnitt noch das Bild und den Ton retten kannst, also einfach Sachen rausschneiden, die dich stören, trifft leider selten zu. Wenn du einen Teil des Interviews wegschneidest, weil der Ton schlecht ist – dann fehlt dir auch dieser Teil des Interviews. Was schon schlecht aufgenommen ist, kann nur mühsam gerettet bzw. verbessert werden – und selbst dann nicht immer.
Worauf sollte ich beim Dreh besonders achten?
Woher weiß ich denn, welche Aufnahmen wann sinnvoll sind?
Wenn du bestimmte Tätigkeiten aufnehmen willst, hilft dir die 5-Shot-Regel (Shot = Einstellung), bei der du verschiedene Einstellungsgrößen anwendest. Wann immer und wo immer du drehst, versuche, von einer Szene die untenstehenden fünf Einstellungen zu bekommen. Diese Regel hilft, gemeinsam mit den journalistischen W-Fragen „Was?“, „Wer?“, „Wo?“ und „Wie?“ sowie dem „Wow“-Shot, immer genug Material für den Schnitt aufzunehmen.
Wir exerzieren die 5-Shot-Regel mal am folgenden Beispiel durch: Kathi schminkt sich. Diese Handlung zerlegen wir jetzt in die 5 Einstellungsgrößen der 5-Shot-Regel:
Was: In der ersten Einstellung zeigst du, WAS passiert. Was macht die gefilmte Person? Dafür wählst du z. B. eine Detailaufnahme der Hände. In unserem Beispiel sehen wir, dass jemand Schminkutensilien in der Hand hält. Vermutlich will sich also jemand schminken.
Wer: Die zweite Einstellung zeigt uns in einer Nahaufnahme, WER diese Handlung durchführt – also sehen wir Kathis Gesicht. Du wählst hier die Einstellungsgröße „nah“, da man so mittels ihrer Mimik erkennen kann, was die Person fühlt. In unserem Beispiel sieht man, dass sich Kathi auf das Schminken konzentriert.
Wo: Der Zuschauer weiß nun, was für eine Handlung durchgeführt wird und wer diese Handlung durchführt – allerdings weiß er noch nicht, WO. Daher wählst du jetzt eine Halbtotale oder Totale, die uns zeigt, wo sich die Person befindet.
Wie: Um eine Verbindung zwischen der Person und ihrer Aktion herzustellen, wählst du eine Einstellung, in der beides zu sehen ist: z. B. eine Halbnahe oder ein „Overshoulder“ (man sieht über die Schulter der Person). Nun sieht man, WIE das funktioniert, was die Person macht, welcher Zusammenhang zwischen der Person und ihrer Handlung besteht.
Wow: Und zu guter Letzt kommt die Kür: Hast du alle diese Einstellungen gedreht, suchst du eine letzte Einstellung für den WOW-Shot. Der Wow-Shot wird auch Beauty-Shot genannt, da er eine besonders schöne oder ungewöhnliche Einstellung bzw. Perspektive zeigt. Beim Wow-Shot kannst du dich austoben: Nimm z. B. wie in unserem Beispiel die Spiegelung von Kathi.
Gilt die 5-Shot-Regel auch für Interviews?
Nein, aber auch hier solltest du nicht nur das Gesicht des Interviewpartners filmen. Wenn du später einen Teil aus dem Interview rausschneidest, „springt“ der Kopf des Interviewpartners. Um das zu vermeiden, kannst du z. B. die Hände, die im Schoß der Person liegen (oder ein Detail auf ihrem Schreibtisch), an dieser Stelle zwischenschneiden. Voraussetzung ist natürlich, dass du diese Dinge auch gefilmt hast.
Gibt es bestimmte Regeln bei einem Interview?
Rede nicht mehr als dein Interviewpartner! Naja, das sollte klar sein – aber es gibt auch anderes zu beachten:
Worauf muss ich beim Filmen des Interviews achten?
Blickrichtung: Wichtig beim Interview ist, dass der Interviewpartner nicht direkt in die Kamera schaut. Um das zu vermeiden, gibt es eine klassische Anordnung von Interviewpartner, Kamera und Interviewer.
Kamerahöhe: Positioniere die Kamera auf Augenhöhe des Interviewpartners.
Nicken: Reagiere mit Nicken auf deinen Interviewpartner, das ermutigt ihn, weiterzusprechen. Vermeide aber, Antworten mit „Ja“ oder „Hm“ zu bestätigen: Im Schnitt ärgerst du dich über jede Art von Nebengeräusch – auch über deine Stimme.
Drehort: Triff eine überlegte Motivauswahl: Um bildlich zu unterstreichen, warum dein Experte für das Thema geeignet ist, solltest du das Interview an einem passenden Ort führen. Befrage einen Arzt mit seinem Arztkittel in seiner Praxis und nicht ölverschmiert an seinem Motorrad schraubend!
Wie werden die Aufnahmen denn besonders gut?
2/3-Regel: Du platzierst dein Motiv nicht in der Mitte des Bildes, sondern leicht versetzt, so dass auf der einen Seite zwei Drittel des Bildes sind, auf der anderen eins. Zeigst du eine Person, die spricht, sollte sie in Richtung der freien zwei Drittel sprechen.
Tiefe: Schaffe ein Bild mit mehreren Ebenen. Niemand schaut gern frontal auf eine Mauer.
Bewegung: Versuche Bilder zu machen, die einen Prozess zeigen. Es ist spannender zu sehen, wie jemand ein Tor schießt, als nur einen Ball im Netz.
Einstellungsgröße: Überlege dir, wie nah die Kamera am Geschehen sein soll. Weit weg zu sein wirkt sehr sachlich, nah dran ist sehr emotional.
Hellster Punkt: In einem dunklen Bild schaut man als Erstes auf den hellsten Punkt. Wenn du das beachtest, kannst du die Blicke des Publikums lenken.
Worauf sollte ich sonst noch achten?
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